Zur Transformation des Alternativen
{2.2.2017}
Buchreleaseparty

20 Uhr im Crack Bellmer (Verlegt vom Lovelite) – Eintritt frei
{Revaler Str. 99}
Buchpräsentation / Q&A
&
„The Transformers“
mit Mitgliedern von Slow Steve, Susie Asado, Trucks, Tendre Biche, Svffer
und dem Adriano Celentano Gebäckorchester

ab 23 Uhr im Rosis – ein paar Euro
{Revaler Str. 29}
Aftershow Party
mit den TDA Allstar DJs

{Vorwort}

TEIL 1

„Zur Transformation des Alternativen“ ist eine dreiteilige Veranstaltungsreihe, die sich der Frage widmet, wie sich alternative bzw. selbstverwaltete Strukturen weiterentwickeln lassen. Als Diskussionsgrundlage wurden im Vorfeld Gespräche mit etwa 15 Veranstaltern, Initiativen und Kollektiven geführt - über ihre Situation und Struktur, über Veränderungen und Probleme, über Möglichkeiten und Chancen. Wie können Freiräume erhalten werden und unter welchen Bedingungen kann ein sogenannter „selbstverwalteter Raum“ (Offspace) überhaupt mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte existieren? Die Zitate der Interviews wurden in einem Buch zusammengefasst.

TEIL 2

Dieses Buch beinhaltet ein anderes Buch… Ein Buch im Buch. Das ist nicht nur (un)praktisch und schön, sondern ein inhaltliches Statement. Es ist eine Konstruktion, die bezeichnend ist für die selbstgebaute kulturelle Landschaft Berlins und den Versuch diese mit ihren spezifischen Produktions- und Arbeitsbedingungen zu erhalten. „Zur Transformation des Alternativen“ ist ein Projekt, das über drei Jahre gehen wird und Gespräche, Diskussion und bislang diese zwei Bücher umfasst: Ein kleines Buch, zur Innenansicht einer Szene und das größere als ein Rettungsring um diese Szene. Wie der dritte Teil wird, bleibt spannend!

Mit den beiden Büchern reagieren wir auf den aktuellen Umstand. Die subkulturelle Nischen, Szenetreffs, selbstverwaltete Räume und Initiativen verlieren in Berlin zunehmend Ihre Basis, weil sich die Stadt so rasend schnell verändert, voller wird und ein massiver Verdrängungsprozess in Gang gebracht wird. Der Ausgangspunkt des Buches ist die schwierige Lage so vieler Projekträume, Initiativen, Kulturvereine, Clubs und Künstlergruppen und ganz besonders die von Antje Øklesund: unserem Raum für Ideen und Konzerte, für Quatsch, Proben und Selbstbau der ganz eigenen Art im Friedrichshainer Nordkiez. Der Betrieb musste aufgrund der Kündigung und des Abrisses des HOFensembles im Sommer 2016 eingestellt werden. Wenn dieses Buch im Druck ist, wird das Gebäude, in dem Antje war, wahrscheinlich gerade abgerissen.

Dem vorausgegangen ist ein mehr als vierjähriger Verhandlungsprozess mit den neuen Besitzern. Die CG Gruppe kaufte 2012 das Gelände, um hier einen vornehmlich für Wohnungen vorgesehenen Neubau zu errichten. Auf Druck der Mieterinitiative „IG Rigaer Straße 71-73a“ und des Bezirkes kam es zu einer etwas kuriosen Verhandlungskonstellation zwischen der CG Gruppe und der IG. Ein Teil dieses sehr schwierigen, streitbaren und auch viel kritisierten Prozesses ist in diesem Buch in einer Chronologie dokumentiert. Diese ist im Buch vorangestellt und gibt den Verhandlungsprozess und seine Vorgeschichte wider. Vor allem wird ein historischen Abriss, der sich aus den Gesprächen mit der CG Gruppe zusammensetzt, aufgezeigt. Dieser offenbart nicht nur speziell unsere, sondern allgemein die historischen und strukturellen Grundvoraussetzungen, die zur Zeit in Berlin vorherrschen. Letztendlich umfasst die Chronologie die Veränderungsprozesse, die zu der Situation führen, in der sich zahlreich Kulturschaffende und Initiativen in der Stadt aktuell befinden.

Schon beim ersten Buch haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt: Was können wir tun, um die Möglichkeit, Kultur zu produzieren, zu erhalten? Kultur, die nicht ausschließlich einer Verwertungslogik verpflichtet ist. Das erste Buch dient aber vor allem einer Selbstbetrachtung und einer schlaglichtartigen Innenperspektive von Künstlergruppen, Raumbetreibern und Hausprojekten. Wie arbeiten sie? Wie finanzieren sie sich? Was melden sie an und was ist für sie wichtig? Welche Probleme haben sie? Diese Gespräche sind Selbstverortung, Selbstbefragung und Orientierung.

Mit diesem zweiten Buch wollen wir weit über die Dokumentation der eigenen Situation hinausgehen und eine Sammlung mit Handlungsanweisungen anbieten. Hierfür haben wir umfangreiche Gespräche geführt, diesmal mit Leuten, die sich mehr oder auch weniger professionell mit den zentralen Fragen um den Erhalt von Räumen und Strukturen auseinandersetzen:

Architekten wie Benjamin Foerster-Baldenius von Raumlabor oder Thomas Karsten von Studio Karhard.

Stadtplaner und Wissenschaftler wie Valentin Domann von der wissenschaftlichen Gruppe Kritische Geografie; Friederike Landau, die an der TU im Bereich Stadt- und Raumsoziologie promoviert sowie Anja Schwanhäußer, die Autorin des Buches „Kosmonauten des Underground“.

Stadtaktivisten wie Leonie Baumann, die Mitinitiatorin der Initiative „Stadt NeuDenken“ und Rektorin der Kunsthochschule Weissensee; Andreas Krüger, ebenfalls ein Mitglied bei „Stadt NeuDenken“, aber auch Geschäftsführer von Modulor und Initiator des Aufbau Hauses am Moritzplatz; und Florian Schöttle, der ehemaliger Atelierbeauftragter und langjähriger Aktivist des Hausprojektes Kastanienallee 86.

Initiatoren von Institutionen wie Christoph Langscheid von der Stiftung Edith Maryon; Olaf Möller, ehemaliger 1. Vorsitzender der Clubcommission; Enrico und Anna vom Mietshäusersyndikat und „Stadt von unten“.

Friedrichshainer und Hamburger Urgesteine wie Hauke Stiewe, der Betreiber des alten und neuen Lovelites, das in einen Neubau gezogen ist; und Schorsch Kamerun, Mitglied der Goldenen Zitronen und Mitbetreiber des Golden Pudel Clubs in Hamburg, jemand der sich mit Veränderungsprozessen sowohl aus künstlerischer, wie auch aus der Sicht eines Raumbetreibers auseinandersetzt.

Direkt Betroffene und Anwohner*innen, wie Mi aus einem benachbarten Hausprojekt in der Voigstraße; Gudrun, eine der Mitinitiator*innen der Kiezversammlung im Nordkiez und der Journalist Peter Nowak. Sie alle setzen sich kritisch mit den Gentrifizierungsprozessen vor Ort im Nordkiez und unserem Verhandlungsansatz auseinander.

Schließlich ist es die fast schon legendäre Jutta Weitz, die als Angestellte der Wohnungsbaugesellschaft Mitte die künstlerische Nutzung von Räumen vor allem in den 90ern entscheidend mitgeprägt hat.

Um den Status Quo der Berliner Kulturszene nachzuvollziehen, versuchen wir im ersten Teil des Buches die berlinspezifische Entwicklung der 90er und 00er Jahre fragmentarisch festzuhalten. Es tauchen relevante Fragen auf, die wir mit Hilfe der Interviews versuchen zu klären: Was ist das Spezifische, das Besondere an dieser Stadt? Wie hat die Kultur eine solche Relevanz erfahren und wie hat es sich verändert? Was hat Gentrifizierung mit Berlin gemacht? Haben wir noch Freiräume?

Darüber hinaus stellen wir uns die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, dem Prozess der Verdrängung von kleineren Kulturinstitutionen und Basisinitiativen zu begegnen? Was hätte es für Alternativen zu dem von uns eingeschlagenen Weg gegeben? Welche zusätzlichen längerfristigen und breiter wirkenden Maßnahmen gibt es?

Wir haben viele Interviews geführt mit verschiedenen Partnern, es wurden jedoch oft sowohl dieselbe Problematik wie auch oft ähnliche Lösungsansätze angesprochen. Wir haben versucht, diese Vorschläge und Themen im zweiten Teil des Buchs zu Handlungsanweisungen zu sammeln und zu sortieren. Es sind verschiedene Themen zusammengekommen: zum Beispiel allgemeine Handlungs- oder Strukturvorschläge wie Millieuschutz oder die Nutzung von städtebaulichen Verträgen. Darüber hinaus gibt es kommunikative Ansätze, wie die Versuche, Investoren in Prozesse einzubinden und zu Zugeständnissen zu verpflichten oder die Forderung nach einer „menschlichen Verwaltung“. Auch weiterführende stadtpolitische Maßnahmen, wie der Einsatz eines Raumbeauftragten oder die Einrichtung eines Kulturfonds, sind vertreten. Dazu kommen grundsätzliche Fragen wie die nach der Zweckmäßigkeit des radikalen Widerstands und die Frage nach der Konservierung der Ästhetik in Räumen in einem sich konstant veränderndem Umfeld.

Wie im ersten Buch gibt es auch im zweiten keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Obwohl wir versucht haben, thematisch etwas tiefer in Themenkomplexe einzutauchen, bleibt es doch ein Buch der Selbstbefragung und der Diskussion, vor allem vor dem Hintergrund einer für uns ganz zentralen Frage: Versuchen wir in Verhandlungen mit einem großen Immobilienunternehmen etwas zu retten? Für den Kiez und für uns? Lassen wir uns vor einen Karren spannen, den wir gar nicht haben wollen? Wie kann so ein Prozess gestaltet werden? Wie kann er verbessert werden? Was gibt es für Erfahrungen und Erkenntnisse, die wir weitergeben können?

Der Transformationsprozess, in dem Antje Øklesund steckt, ist noch nicht abgeschlossen. Aber gerade vor diesem Hintergrund, mit der Möglichkeit des Scheiterns, wird dieses Doppelbuch umso sinnvoller, um anderen, die sich in einen ähnlichen Prozess begeben, etwas auf den Weg mitzugeben.

Weitere Informationen und die aktuellen Daten zu dem Verhandlungsprozess in dem wir nach finden sich unter:

stadtraumnutzung.de

{1. Buch}

Die im Vorfeld geführten Interviews werden in einem Heft zusammengefasst, die bei den Veranstaltungen kostenlos erhältlich ist. Als eine Bestandsaufnahme, wie Veränderungsprozesse in der Subkultur funktionieren (können), bildet sie die Grundlage für weiterführende Diskussionen und Ideen an den Abenden selbst und darüber hinaus.











„Wir wollten eigentlich was ganz kleines machen, aber jetzt ist nun mal so groß.“


„Wir haben auch oft gegen das Team gearbeitet. Die kreativen Konzepte haben wir uns oft zu dritt ausgedacht, mussten die aber extrem stark durchsetzen. Die Techniker wollten einen guten Sound haben, die Barleute wollten vernünftig arbeiten und wir wollten in erster Linie tolle Sachen ausprobieren. Das war oft nicht einfach.“


„Es sind natürlich viele Sachen nicht so sicher abgeklärt, dass sie gerichtsfest wären. Der Laden basiert auf Vertrauen und einer Art gemeinsamen Ganovenehre. Das ist das, was solche Betriebe zusammenhält, sie aber gleichzeitig auch in die Luft sprengen kann.“


„Es ist ein wahnsinnig sozialer Ort. Viele von denen, die jetzt hier arbeiten, haben als Stammgäste angefangen und viele von denen, die jetzt Stammgäste sind, haben mal hier gearbeitet.“


„Diese Idee von Underground, also sich hinter etwas zu verstecken, da ist natürlich Antje Øklesund die bescheuertste Idee - einen Namen zu nehmen, den es nicht noch einmal gibt und den du im Netz direkt findest! Wenn wir 'Herr Müller' genommen hätten, hätten wir uns auch im Netz verstecken können“


„Wir sind selber erstaunt, wie weit wir gekommen sind.“

{2. Buch}



bald hier zum download

15 Handlungsvorschläge

{01. Verhandlungen führen!}
{02. Infrastruktur zur Verfügung stellen!}
{03. Netzwerke bilden & Wissenstransfer ermöglichen!}
{04. Mit Allen Reden!}
{05. Städtebauliche Handwerkszeuge nutzen!}
{06. Räume sichern / Leute  machen lassen!}
{07. Häuser kaufen!}
{08. Investoren verpflichten!}
{09. Kulturfonds einrichten!}
{10. Raumbauftragten / Rat für Gebäude einsetzen!}
{11. Verwaltung entspannen & verbessern!}
{12. Sich mit Sicherheitsfragen & dem Charme des Ungenehmigten auseinandersetzen!}
{13. Neubau und Altbau abwägen!}
{14. Sich mit Beteiligung auseinandersetzen!}
{15. Protest organisieren! Aber wie?}

{Kontakt}

Zur Transformation des Alternativen ist ein Projekt von
Kollegen 2,3 | Antje Øklesund
Rigaer Straße 41
10247 Berlin, DE
Telefon: 030-42 01 84 61
Telefax: 030-42 01 86 01
www.kollegenzweikommadrei.de
www.antjeoeklesund.de

in Kooperation mit
Fourtrack on stage, amSTARt, What difference does it make


Gefördert vom Musicboard Berlin